CDU-SH.de – Relaunch: Eine Relaunch–Katastrophe die mich schafft

gepostet von Johan am

[Ergänzung 15:11 Uhr: Eben hat mich ein Mitarbeiter von Schaffhausen angerufen.
Man habe meinen Artikel zur Kenntnis genommen, arbeite mit Hochdruck an der Seite und bittet mich den Namen Schaffhausen nicht zu nennen, da man nicht allein verantwortlich für den Relaunch sei und selber die Zusammenarbeit mit der CDU nicht öffentlich gemacht habe.
Ich habe mich entschieden den Namen stehen zu lassen, da jedem Leser klar sein dürfte, dass ein Relaunch immer ein Zusammenspiel aus Auftraggeber und Auftragnehmer ist. Außerdem steht Schaffhausen weiterhin als technischer Ansprechpartner in den denic–Daten. Für den Code einer Seite ist es mE üblich den technischen Ansprechpartner als Urheber anzunehmen. Allerdings hab ich mich — aus den genannten Gründen des Zusammenwirkens von Auftraggeber und Auftragnehmer — entschieden den Titel des Artikels zu ändern und habe „Schaffhausen“ durch „Relaunch“ ersetzt.]
[Ergänzung 19:40 Uhr: Nachdem der erste richtige Brass durch ist: Einige Formulierungen sind hart, aber im konkreten Sachverhalt komplett zutreffend. Ich wage allerdings keine Rückschlüsse auf die Qualität aller beteiligten Personen und Organisationen auf Leistungen in anderen Bereichen und Konstellationen. Ich bin mir sicher, dass es der geneigte Leser ebenfalls nicht tun wird.]

In einem Artikel über die Qualität von CDU–Seiten hatte ich geschrieben, dass ich manchmal versuche der CDU Schleswig–Holstein Hinweise zu geben, was man Online besser machen sollte. Auf dem Barcamp Kiel hatte ich dann eine spannende Session, in der wir versucht haben aufzudröseln, wie wichtig Pflichtenhefte, etc. insbesondere für Nicht–Techniker–Auftraggeber sind, um eine umsetzende Agentur steuern zu können…

Inzwischen habe ich diese Zuarbeit mehr oder weniger eingestellt. Die Kommunikation mit der Landesgeschäftsstelle war nicht immer einfach, aber machbar. Die Kommunikation mit der umsetzenden Agentur Schaffhausen allerdings eine Katastrophe.

Ohne eine Mitwirkung meinerseits (Auf diese Feststellung muss ich ab jetzt bestehen) wurde cdu-sh.de jetzt einem Relaunch unterzogen. Dieser Relaunch ist absolut gruselig. Das ärgert mich, denn über viele der Dinge, die falsch gemacht wurden habe ich (mit anderen, v.a. Stecki) schon mit den CDU–Verantwortlichen und der Agentur Schaffhausen gesprochen (vor dem Hintergrund der alten Seite).

Hier einmal die auseinandergenommen, was mir beim Besuch der Seite auffällt und mich wahnsinnig ärgert:

Fehlerhafte Weiterleitung

Beim Aufruf von cdu-sh.de wird man weitergeleitet auf die Standard–Domain www.cdu-sh.de das ist auch gut so, sonst würde man nicht auf den Inhalten der CDU landen, sondern auf einer Fehlerseite. Technisch wird dabei der Status Code 302 ausgegeben. Hier gehört eigentlich ein Status Code mit der Nummer 302 301 (Danke für den Hinweis auf Zahlendreherei an Astrid) hin, der Suchmaschinen, interessierten Nutzern und allen anderen mitteilt, dass die Seite, die gesucht wird dauerhaft unter www.cdu-sh.de liegt. (s. zum Beispiel http://www.google.com/support/webmasters/bin/answer.py?hl=de&answer=93633)
(Über die Sinnhaftigkeit der Domain cdu-sh.de gegenüber etwa cdu-schleswig-holstein.de möchte ich an dieser Stelle gar nicht reden).
Andere Weiterleitungen intern sind sauber als 301 umgesetzt. Aber gerade die Wichtigste wurde falsch gemacht.

Optik von cdu-sh.de

Ein Screenshot von CDU-SH.de vor dem Relaunch

Screenshot: CDU-Landesverband Schleswig-Holstein - Homepage (Quelle: http://web.archive.org/web/20101231210140/http://www.cdu-sh.de/)


Die Optik wurde beim Relaunch aufgehübscht. Der Vergleich mit der alten Seite zeigt, dass man den Portalgedanken aufgegriffen hat (den ich grundsätzlich schwierig finde) und auf Text weitesgehend verzichtet hat. Die Navigation wurde entschlackt entfernt (Sehe jetzt, dass es doch eine Navigation gibt, die wird aber ausgeblendet…). Die Optik ist prinzipiell nicht verkehrt. Das Layout wirkt aufgeräumter und moderner. Schwierig ist allerdings die Gestaltung der externen Links im Footer. Der Kontrast ist mehr als unzureichend. Selbst für mich als jungen Menschen ohne Sehprobleme sind die Links nur schwierig zu erkennen. Aus Accessibility–Sicht ein echtes Problem.

Ein Blick in den Quellcode

Ein Blick in den Quellcode auf CDU-SH offenbart Schlimmes.
Der Reihe nach (ich behaupte nicht, dass alles richtig schlimm ist, aber ich finde es gruselig).

CDU-Landesverband Schleswig-Holstein - Homepage


Der Content Type wird doppelt referenziert, einmal mit Zeichenkodierung, einmal ohne. Warum auch immer. Ein Tabulator im Title ist ungewöhnlich, aber kein Weltuntergang.



Aha, man hat also an SEO gedacht. Aufgrund der 302–Weiterleitung der Domain, die ich oben angesprochen habe lässt mich das ratlos zurück. Entweder hat man also den Kommentar komplett ahnungslos von der Arbeit anderer eingefügt (wieso eigentlich Kommentare in der öffentlichen Version der Seite?) oder man hat bei Schaffhausen einfach keine Ahnung von SEO. Die weitere Durchsicht der Seite zeigt, das wohl eher Letzteres der Fall ist.


Zeigt, dass man sich durchaus bewusst ist, dass Nutzer auch über Handys die Seite aufrufen. Auf eine echte mobile Seite, die nicht nur den veränderten Ladezeiten entspricht, sondern auch auf veränderte Nutzungskontexte und Benutzung der Seite Rücksicht nimmt hat man dann aber doch lieber verzichtet. Also drüber nachgedacht und verworfen…

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[…]


Java–Skripte werden nicht (wie eigentlich sinnvoll) am Ende der Seite erst aufgerufen, sondern noch vor den wesentlichen Style–Informationen. Das hat zur Folge (insbesondere, da es sich um relativ viele Skripte handelt), dass diese Skripte geladen werden müssen, bevor der Nutzer überhaupt etwas von der Seite sieht.
Natürlich wird auch nicht alles JavaSkript in externe Dateien ausgelagert, sondern auch einiges im Quelltext behalten. Sollte man so eigentlich auch nicht unbedingt machen. Auf den ersten Blick sieht es außerdem so aus, als ob eine Menge Java–Skript geladen wurde, das nicht auf der Seite benötigt wird.
Die Folgen kann man sehen, wenn man die Ladezeit von cdu-sh.de mit der von anderen Seiten vergleich. Hier ein kleines Video (mit Webpagetest.org erstellt), wie unterschiedlich die Ladezeiten der Parteien sind. Während ich bei der SPD schon die ersten drei Überschriften gelesen habe, ist bei der CDU noch nichts passiert:

Der weitere Quelltext überzeugt durch überflüssige Einrückungen und Leerzeichen. Das korrekt zu machen ist kein riesiger Geschwindigkeitsgewinn mehr, zeugt aber in der Regel von schlampiger Arbeit.
Gleichzeitig findet man noch eine Menge Kommentare und auskommentierte Bereiche auf der Seite. Auch eher ungewöhnlich. Ist allerdings auch belustigend, zu sehen, wenn für einfache Linktexte die Lorem Ipsum Texte bis zur Live–Version bestehen bleiben:

Lorem–Ipsum–Quelltext auf cdu-sh.de

Lorem–Ipsum–Quelltext auf cdu-sh.de

Mit DIV–Containern wir wild um sich geschmissen. Für eine derart kurze Seite werden insgesamt 833 Zeilen Quelltext ausgeliefert. Beeindruckend.

Auf Unterseiten sieht es nicht wesentlich anders aus:
Die Meta-Description ist überall gleich aussagekräftig:


Die Keywords erschreckend. Dann lieber rausnehmen. Die Frage ist eh, ob der Aufwand den Nutzen für das Tagging einiger Bookmarking–Dienste überhaupt lohnt. Alles ist auf jeden Fall besser, als die Standard–Keywords von EzPublish drin zu lassen.

Auf den Unterseiten gibt es sogar die og–Tags fürs Sharing auf Facebook. Vielleicht hätte man aber daran denken sollen, was passiert, wenn in den Descriptions Anführungszeichen auftauchen. Ich würde da ja lieber auf Nummer sicher gehen…

Screenshot: Facebook–Tags im Quellcode auf cdu-sh.de

Screenshot: Facebook–Tags im Quellcode auf cdu-sh.de

Inhalte

In den Facebook–Diskussionen wurde schon mehrfach die Unterseite „unsere Arbeit“ angesprochen. Der komplette Inhalt dieser Seite:

UNSERE ARBEIT
Auf diesen Seiten können Sie sich über die inhaltliche Arbeit der CDU Schleswig-Holstein informieren.
Bei Fragen können Sie sich gerne an die Landesgeschäftsstelle wenden.

Ich hab mir eben den Spaß gemacht einmal kurz über die Seite zu crawlen. Dabei bin ich auf eine Reihe nicht existierende Seiten gestossen. Zusätzlich zu Seiten, die es zwar noch gibt, die sich aber nicht mehr an dieser Stelle befinden, sondern (korrekt) bei 301 umgeleitet wurden. Solche Ressourcen sollten grundsätzlich nicht verlinkt werden (auch wenn das in einem Relaunch Zeitraum noch vertretbar ist).

Ich bin mir gerade nicht sicher, ob alle Artikel umgezogen wurden. Wenn ich bei Google nach alten URLs schauen, dann lande ich meistens im Nichts. Sprich es wurde nicht dafür gesorgt, dass alte URLs, die man sich etwa gebookmarkt hat weiterhin verfügbar sind.

Das neue Artikel–Template finde ich nicht besonders hübsch. Aber ich bin kein Experte für Optik. Die Meisten Inhalte sind ohnehin weiter in (langsam ladenden) PDF–Dateien versteckt. Man zwingt den Nutzer also neben dem Browser in andere Tools. Als Option fin ich das ja okay. Als Zwang finde ich das enorm anstrengend.

Show Your friends

Den Seiten empfehlen Link finde ich ja niedlich. Bei einem „+“ rechts oben in der Ecke neben dem Drucken Button hätte ich eher Schriftart vergrößern vermutet. Bei der CDU Schleswig-Holstein verbirgt sich darunter aber ein empfehlen Button zum Weiterleiten der Seite per E-Mail.

Screenshot: Empfehlen-Button auf cdu-sh.de

Screenshot: Empfehlen-Button auf cdu-sh.de


An den Facebook–Like Button hat man sich wohl auch in einer „datenschutzkonformen“ Variante nicht gertaut…

Facebook

Wo wir gerade bei Facebook sind: Die CDU Schleswig-Holstein hat seit ein paar Tagen eine Facebook–Seite. Aktuell (12:51 Uhr) wird allerdings noch nicht auf den Relaunch hingewiesen…

weitere Fehler

  • Canonical–Tags gibt es. Die als Originalseite angegebenen Seiten allerdings häufig nicht
  • 404-Seite gibt es nicht. Eine sinnvolle Seite, die einem Hinweise gibt, was zu tun ist, wenn man auf einem nicht existierenden Dokument landet (was durchaus passieren kann, s.o.): Fehlanzeige
  • jostdejager.de wurde schon mal verlinkt (Verlinkung wurde inzwischen korrigiert), ist aber noch nicht projektiert. Auch gibt es noch keine WEiterleitung auf dieser Seite. Allerdings und das ist positiv: Die Seite gehört der CDU. Immerhin.
  • Eine Seite mit allen Plugins und Versionsnummern hat Malte aufgetan spannend. Wenn ich etwas böses mit der Seite anstellen wollte, dann würde ich mich dafür bedanken. Schön übrigens: Die ganzen Backlinks auf ezPublish auf der Seite.
  • Eine Sitemap gibt es. Allerdings enthält Sie auch nur die Links aus der Navigation…

Wahl 2012 – User Experience

Dass ich die Navigation nicht direkt gesehen habe, hatte ich oben schon geschrieben. Gruselig finde ich aber, wenn die wichtigsten LandingPages

  1. keinen Inhalt haben
  2. vorhandener Inhalt auf den Unterseiten nur durch Zufall zu entdecken ist
Screenshot der Landingpage auf cdu-sh.de

Screenshot der Landingpage auf cdu-sh.de

Derzeit ist Inhalt vorhanden. Zum einen Links auf die Seiten der Kandidaten (sofern sie Seiten haben). Und der Programmentwurf des Wahlprogramms, mit dem Hinweis, auf ein Forum, das an dieser Stelle bald entstehen soll.

Der Mitgliedsantrag übrigens hat bei mir auch erst mit Verzögerung und beim dritten Laden geladen.

Schlusswort

Bitte liebe Parteizentralen. Holt Euch Hilfe. Und zwar die richtige. Lasst Eure Agentur für Luftballons und Plakate nicht an Eure Online-Auftritte und begreift Eure Seite als das, was sie ist. Ein niedrigschwelliges Informationsangebot an jeden Bürger.
Damit es das sein kann muss es:

  • niedrigschwellig, also erreichbar, findbar sein (SEO)
  • Informationen enthalten und erreichbar machen (Usability)
  • Durch jeden benutzbar sein (Accessibility)

Wenn Ihr diese Punkte erreicht, dann geht es weiter mit User Experience: Die Seite muss Spaß machen in der Benutzung (ja genau: Erst jetzt kommt die Optik der Seite ins Spiel) und Partizipation ermöglichen.

Während ich diesen Artikel schrieb hatte auch Malte parallel einen Artikel zum Thema veröffentlich. Ich bitte freundlich auch diesen ebenfalls zur Kenntnis zu nehmen, auch wenn es teilweise Überschneidung gibt: „Der CDU ist nicht zu helfen“

Kommentare

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