Rücktritt Jörn Schade

gepostet von Johan am

Jörn Schade, Fraktionsvorsitzender der Ahrensburger CDU-Fraktion, ist zum Jahreswechsel zurückgetreten.
Ich finde das politisch sehr schade, aber menschlich sehr verständlich.

Jörn Schade hat zur Bürgermeisterwahl 2009 in Ahrensburg kandidiert und ich habe ihn aktiv unterstützt. Ich halte ihn für einen der besten Ahrensburger Kommunalpolitiker. Sicher: Jeder Mensch hat Schwächen, aber Jörn hatte einige Stärken, die ich so bei nur wenigen anderen der Ahrensburger Politik sehe. Er arbeitet sich sehr tief in die Themen ein, stellt kritische Fragen, ist aber jederzeit zu einem offenen Dialog bereit, hört sich andere Argumente unvoreingenommen an und ist bereit Kompromisse zu suchen und zu finden. Wo andere mit dem Kopf durch die Wand wollen bewahrt er eine kühles Haupt und versucht unterschiedliche Positionen zusammen zu führen.

Diese Argumente für Jörn Schade haben leider bei der Bürgermeisterwahl nicht gereicht, oder konnten nicht gut genug kommuniziert werden. Leider hat er die Wahl verloren.
Einige meinen, der Verlust der Wahl wäre in weiten Teilen Mitgliedern der CDU-Fraktion anzulasten, die aktiv gegen Jörn Schade gearbeitet hätten. Ich will das so nicht unterschreiben und habe davon nichts mitbekommen. Fakt ist aber und das ist ein offenes Geheimnis, dass in der CDU Ahrensburg die Reihen nicht so geschlossen sind, wie sie eigentlich sein könnten (Der Austritt einiger Fraktionsmitlieder in den letzten Jahren belegt das leider viel zu deutlich). In der Fraktion gibt es zwei Lager, die sich über lange Jahre entwickelt haben und sich in einigen inhaltlichen Positionen unterscheiden, aber auch persönlich nicht immer auf einer Wellenlänge surfen.
Jörn Schade ist einigen Mitgliedern der Fraktion als Vorsitzender ein Dorn im Auge gewesen. Hauptvorwurf war Führungsschwäche. Mit diesem Vorwurf wurde nach der Bürgermeisterwahl ein Abwahlverfahren gegen ihn in Gang gesetzt, das gescheitert ist. Dennoch kann ich Jörn Schade verstehen, dass er jetzt den Bettel hinwirft. Eine Zusammenarbeit auf Basis von Vertrauen und gegenseitiger Wertschätzung fällt schwer, wenn einem diejenigen, die nicht bereit sind, sich der Führung des Fraktionsvorsitzenden (der demokratisch gewählt wurde!) zu unterwerfen und so eine noch stärkere Dialogorientierung des Vorsitzenden erzwingen, sich hinterher hinstellen und Führungsschwäche vorwerfen.
Nein: Jörn Schade stand trotz vieler Unterstützer als Fraktionsvorsitzender auf verlorenem Posten. Dass er den Weg frei macht und sein Amt als Fraktionsvorsitzender abgibt ist sehr achtenswert. Dass er gleichzeitig auf sein Mandat als Stadtverordneter verzichtet ist ein noch deutlicherer Schnitt: Er zeigt, wie viel Frust sich über lange Zeit hier angestaut hat und dass er den Weg für einen wirklichen Neuanfang frei machen will.

Ich hoffe, dass die Ahrensburger CDU-Fraktion diese Chance nutzt und es wirklich schafft, sich zusammen zu raufen. Der nächste Vorsitzende der Fraktion hat hier keine einfache Position um die notwendigen Schritte erfolgreich zu moderieren ist die Unterstützung aller Fraktionsmitglieder nötig.

In der Presse wird Landtagsabgeordneter Tobias Koch als Nachfolger hoch gehandelt. Er ist auch aus meiner Sicht der einzige, dem ich die Aufgabe zutraue. Andere haben zu wenig Erfahrung, oder sind fest einem von zwei Lagern in der Fraktion zuzurechnen. Damit würde die andere Hälfte der Fraktion schon automatisch gegen diese Person stehen.

Ich wünsche der Fraktion von Herzen, dass sie die Probleme im Interesse der Bürger und im Interesse der Qualität der eigenen Arbeit schnell lösen kann. Denn qualitativ gute Arbeit lässt sich nur leisten, wenn man motiviert bei der Sache ist und Spaß an der Arbeit in Fraktion, Ausschüssen und Stadtverordnetenversammlung hat. Und mal ehrlich: Spaß macht diese Arbeit nur, wenn alle an einem Strang ziehen.

Dank an Jörn für seine langjährige und gute Arbeit. Schade, dass er so gehen musste.

Kommentare

  1. Oliver Fink

    Ein bisschen Korinthenkackerei: Wenn ich den Artikel richtig verstanden habe, schafft die CDU-Fraktion es schon heute, sich zusammen zu raufen. Besser wäre es, sie würde sich zusammenraufen. Oder? 😉

  2. Johan

    Hehe, Da hast Du natürlich recht.

    In der Fraktion gibt man sich derzeit auch lieber Schläge im Rat als Ratschläge!