Leg Dein Telefon weg.

gepostet von Johan am

Wer mich kennt, der weiß, dass ich allergisch darauf reagiere, wenn Jemand, mit dem ich gerade Zeit verbringe, nebenbei auf dem Handy daddelt. Und sei es auch nur, um kurz etwas nachzuschlagen. Das macht mich aggressiv. Auch und gerade, weil ich mich selbst viel zu oft dabei ertappe. Es macht mich aggressiv, weil es eine Unhöflichkeit und eine Frechheit ist. Ich möchte mit Jemandem Zeit verbringen. Das bedeutet, dass ich meinem Gegenüber meine Zeit und Aufmerksamkeit widme. Und das erwarte ich auch von meinem Gegenüber. (Frech. Ich weiß.) Für mich selbst gehe ich einen Schritt weiter. Ich versuche mein Smartphone weitgehend aus meinem Alltag zu verbannen. Nicht weil ich es nicht hilfreich finde, im Gegenteil. Sondern weil ich mich nicht dauernd ablenken lassen möchte. Mein Gehirn ist nicht für geteilte Aufmerksamkeit gemacht. Wenn ich es versuche, dann mache ich Fehler. Und noch schlimmer, ich mache nicht nur Fehler, sondern ich mache Dinge nicht so gut, wie ich sie machen könnte. Mein Anspruch ist aber Dinge gut zu machen. Wenn ich arbeite, dann möchte ich bestmögliche Ergebnisse liefern. Wenn ich Gespräche führe, dann sollten die interessant sein (idealerweise für beide Seiten). Beides setzt ungeteilte Aufmerksamkeit voraus. Um diese Aufmerksamkeit für mich zu erreichen liegt das Telefon meist Kopfüber neben mir. Bis auf Anrufe sind alle Vibrationen deaktiviert. Fast alle Benachrichtigungen auf den Homescreen sind deaktiviert. In regelmäßigen Abständen (so um die 45 Minuten), gibt es einen Blick drauf. Wenn doch eine Benachrichtigung anschlägt, dann wird es schon halbwegs wichtig und einen Blick wert sein. Das gibt mir die Möglichkeit meine Aufmerksamkeit zu kanalisieren. Ein Task zur Zeit. Ich bin sehr froh über unsere No-Phone-Mittagessen-Policy bei Wingmen Online Marketing GmbH. Die Mittagessen sind immer spannend und bereichernd. Tolle Menschen, die wilde Ideen diskutieren. Das hab ich auch schon anders erlebt. Tolle Menschen, die nebeneinander auf die Telefone schauen, jede Menge zusammenghanglose Halbsätze, nicht beantwortete Fragen, Fragen, die mit einer halben Minute Verspätung beantwortet werden. Alles Dinge, die nicht sein müssen, wenn man sich ein wenig selbst diszipliniert. Weshalb komme ich drauf? Pocket hat mir in den Most-Reads einen Artikel in die Timeline gespült: The Complete Guide to Breaking Your Smartphone Habit — Dem Artikel kann ich in Analyse und Handlungsempfehlung nur teilweise folgen. Insbesondere der „Loss of sleep“–Teil ist schon reichlich albern. Vielleicht hilft es aber dem einen oder anderen. Wir umgeben uns den ganzen Tag mit Technik, wir sind den ganzen Tag connected und da ist es schon sinnvoll über unser Verhalten gelegentlich nachzudenken. Wenn ich in einem Meeting sitze, in dem jeder nebenbei E-Mails schreibt, dann kann ich mir das Meeting sparen. Die Produktivität geht gegen null. Und warum entschuldigt sich Jemand, wenn sein Telefon in einem Gespräch klingelt und er es annehmen möchte, aber nicht, wenn er sich während eines Gesprächs in eine Facebook, Reddit oder Whatsapp-Diskussion vertieft. Wo wir gerade bei Whatsapp sind: Don’t get me started…