sozialdemokratische Kaderschmiede macht Flohmarkt

gepostet von Johan am

Ich bin verwirrt. Da gibt es in Hamburg einen handfesten Pseudoskandal. Die SPD hat mit einer Mehrheit im Jugendhilfeausschuss einen Auftrag der AWO zugesprochen. Das kommt vor, wahrscheinlich haben die sogar wirklich das beste Angebot gemacht. Vielleicht fiel aber wirklich bei ähnlich guten Mitbewerbern die Wahl auf die AWO, da das Klima zwischen SPD und AWO bekanntermaßen durch deutliche Überschneidungen in der Mitgliedschaft gut ist. Böse Zungen sprechen sogar davon, dass man bei der SPD kein Amt bekommt, wenn man nicht Mitglied der AWO ist. Ist doch okay und eine bloße Mitgliedschaft in einem Verband, da hat Johannes Kahrs recht, ist wirklich kein Grund abzustimmen. In vielen Fällen auf dem Dorf würde dann keiner mehr abstimmen (wenn’s um die Feuerwehr geht zum Beispiel)… Aber ich schweife ab.

Was mich andem Artikel wirklich gewundert hat war dieses Zitat:

Bar jeder Sachkenntnis, so Droßmann […] habe Haufler die AWO als „sozialdemokratische Kaderschmiede“ beschimpft.

Also: Herr Droßmann (SPD) greift Herrn Haufler (CDU) an, der Johannes Kahrs (SPD), Bundestagsabgeordneter und Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses angegriffen hat.

Nicht wirklich spektakulär. Das aber ein SPD-Politiker die Bezeichnung „sozialdemokratische Kaderschmiede“ als Beschimpfung versteht finde ich schon ein bisschen merkwürdig. Herr Droßmann: was ist schlecht an einer sozialdemokratischen Kaderschmiede (mal abgesehen von der politischen Ausrichtung)? Freuen sie sich doch, dass es noch Organisationen gibt, die sich bemühen, dass sie nicht alle Mitglieder verlieren.

Ähnlich wie die sozialdemokratische Kaderschmiede hier vor Ort: Die Jusos Ahrensburg haben einen Familienflohmarkt am 15.Juli auf dem Ahrensburger Rathausplatz organisiert. Der Eindruck, dass man hier seine etwas anstrengenden Familiengenossen entsorgen könnte zerschlägt sich beim Lesen der Pressenotiz schnell. Interessant fand ich aber diesen Passus:

Wer an dem Sonntag keine Zeit hat, aber gut erhaltene Flohmarktartikel loswerden möchte, kann diese der Juso-AG spenden. Der Erlös wird zusammen mit dem aus dem Kaffee- und Kuchenverkauf der Kinderkrebshilfe gespendet.

Ich habe mich für die Finanzgeschichten immer nicht so wirklich interessiert, aber ich glaube ein solches Vorgehen ist nicht ganz einfach da man nach dem Parteienfinanzierungsgesetz, das ja auch für die politischen Jugendorganisationen gilt bei Veranstaltungen nicht saldieren darf (also Einnahmen und Ausgaben miteinander verrechnen), Sachspenden einzeln bewerten und angeben muss und Spenden an andere Organisationen nahezu unmöglich sind. Aber ich mag mich da auch irren.

Ich wünsche den Jusos aber viel Spaß bei der Buchführung und der SPD-Kreisgeschäftsstelle reichlich vergnügen beim ausfüllen der Spendenbescheinigungen für gebrauchte Teddybären im Wert von 0,50�.

An dieser Stelle noch einen herzlichen Dank an all diejenigen, die durch inkorrekte Spendenannahmen, komische Fahrtkostenabrechnungen oder sonstige merkwürdige Finanztransaktionen mit „Geschmäckle“ (ein widerliches Wort, warum sagen Politiker nicht, dass es stinkt?) dazu beigetragen haben, dass politisch aktive junge Menschen mit einem Bein im Gefängnis stehen wenn sie das Amt eines Kassenwartes übernehmen, weil sie nicht alle Vorschriften kennen können. Die Regelungen erfordern inzwischen eigentlich eine abgeschlossene buchhalterische Ausbildung und das um einen einfachen Rechenschaftsbericht eines Ortsverbandes mit etwa 100� Umsatz ausfüllen zu können.

Ich danke im Namen aller politisch aktiven Jugendlichen sehr herzlich. Die Zeit könnte man besser verwenden. Zum Beispiel, um sich mit Schulpolitik hier vor Ort auseinander zu setzen.