Dann wollen wir mal sehen – Lesen der Regionalschulverordnung live gebloggt

gepostet von Johan am

Wie gestern angekündigt flöhe ich heute mal ein wenig durch die neue Regionalschulverordnung. Wollen wir mal sehen, was davon auf Ahrensburg passt…

In �1 Errichtung und Aufbau heißt es:

(1) Die Errichtung einer Regionalschule setzt […] voraus, dass
unter Berücksichtigung der Schulentwicklungsplanung des Schulträgers und des
Kreises für die Errichtung der Schule ein öffentliches Bedürfnis besteht und die nach
� 52 SchulG bestimmte Mindestgröße eingehalten wird.

Na immerhin das ist doch schon mal interessant: Bisher wurde viel spekuliert, ob die neue Schulentwicklungsplanung der Kreise ein zahnloser Tiger ist. Nun ist es hier eine Bedingung, dass die Planung des Kreises das Bedürfnis für diese Schule erkennt.

In �7 der Gemeinschaftsschulverordnung heißt es zur Errichtung einer Gemeinschaftsschule:

(1) Bei der Errichtung von Gemeinschaftsschulen auf Antrag des Schulträgers ist ein pädagogisches Konzept für die Gestaltung des gemeinsamen Lernens zur Genehmigung vorzulegen.
[…]
(3) Die Genehmigung setzt nach � 58 Abs. 2 SchulG voraus, dass unter Berücksichtigung der Schulentwicklungsplanung des Schulträgers und des Kreises für die Errichtung der Schule ein öffentliches Bedürfnis besteht und die nach � 52 SchulG bestimmte Mindestgröße eingehalten wird.
(4) Die Wahlfreiheit der Eltern gemäß � 24 Abs. 1 SchulG bleibt unberührt.

Ich verstehe das doch richtig, dass hier ein deutlicher Unterschied besteht, oder? Bei der Errichtung einer Regionalschule darf der Kreis widersprechen, bei der Errichtung einer Gemeinheits Gemeinschaftsschule wird er nur angehört. Da fängt die Bevorzugung einer Gleichbehandlung beider Schulformen ja schon mal gut an.

Doch weiter im Text:
In den folgenden Sätzen erfahren wir, was wir schon kennen. Gemeinsamer Unterricht in Klasse fünf und sechs, ab Klasse sieben dann Unterscheidung in Realschul- und Hauptschulzweig. Erstaunlich finde ich ein wenig, dass die Zusammenarbeit der beiden Formen so intensiv sein kann. Ich dachte bisher, dass Kunst, Musik und Sport nach der Siebten noch gemeinsam unterrichtet werden. Im Text heißt es aber:

(4) Ab Jahrgangsstufe 7 wird der Unterricht mindestens in den Fächern Deutsch, Mathematik und der ersten Fremdsprache, ab Jahrgangsstufe 8 im naturwissenschaftlichen
Lernbereich bildungsgangbezogen auf verschiedenen Anspruchsebenen erteilt.

Man kann also aus jeder Regionalschule ohne Probleme eine Gemeinschaftsschule light machen. Ich hätte mich gefreut hier einen Bezug zur Schülerzahl zu sehen, um die Schulen in der Fläche zu erhalten (Rückläufige Schülerzahlen) macht eine solche Regelung ja durchaus Sinn. Für die Otto-Normal-Regionalschule ist diese Regelung m.E. eher wenig hilfreich, da die Möglichkeit besteht das Konzept und die Abgrenzung der Schulformen völlig zu unterlaufen. Vor allem, wenn ich mir die entsprechende Regelung in der Gemeinschaftsschulverordnung ansehe:

(4) Es können klassen- und jahrgangsübergreifende Lerngruppen gebildet werden. Findet der Unterricht in leistungsdifferenzierten Lerngruppen statt, erfolgt die Zuweisung der Schülerinnen und Schüler auf der Grundlage der Leistungen im vorangegangenen Unterricht durch Beschluss der Klassenkonferenz.

Die den entsprechen vorangegangen Satz 2 aushölt:

Der Unterricht findet grundsätzlich für alle Schülerinnen und Schüler gemeinsam statt, wobei den unterschiedlichen Leistungsmöglichkeiten der Schülerinnen und Schüler vor allem durch Formen binnendifferenzierenden Unterrichts entsprochen wird.

Eine Befürchtung einzelner Eltern kann aufgehoben werden: Der Übergang von der Regionalschule in die gymnasiale Oberstufe ist gewährleistet. Das Gerücht, es würde keine zweite Fremdsprache geben und deshalb könne man keinen Abschluss am Gymnasium machen hat sich wie erwartet nicht bestätigt.

Hierzu passt �3(3):

Zu jedem Zeugnistermin prüft die Klassenkonferenz, ob ein Wechsel zum Gymnasium empfohlen werden kann. Über die Annahme der Empfehlung entscheiden die
Eltern.

Die flexible Übergangsphase ermöglicht eher technisch Begabten, oder Kindern mit Lernschwierigkeiten die Klassen acht und neun des Hauptschulzweigs in drei Jahren mit verstärktem Praxisbezug zu absolvieren.

Insgesamt wird der Praxisbezug integrierter Bestandteil des Unterrichts. Auf die konkrete Umsetzung bin ich gespannt. Diese Möglichkeiten der Förderung bietet die Gemeinschaftsschule nicht.

An der Regionalschule gibt es die Möglichkeit nach Klasse sechs ein Jahr zu wiederholen um den Anschluss an die Mitschüler zu finden. Auch ein Feature, dass die Gemeinschaftsschule nicht bietet.

Schüler, die einen guten Hauptschulabschluss machen werden automatisch in Klasse 10 versetzt und erhalten die Möglichkeit auch den Realschulabschluss zu erwerben.

Häh? Bin ich jetzt blind, oder gibt es den in �6 (2) erwähnten �5 (2) Satz 2 wirklich nicht? Die Verordnung lag doch eigentlich lange genug in der Schublade der Ministerin um solche Fehler nicht auftauchen zu lassen, oder?

Wieso werden in der Regionalschulverordnung so detaillierte Angaben über die Prüfungen (Prüfungsausschüsse, Termine, etc.) gemacht, die in der Gemeinschaftsschulverordnung gar nicht auftauchen? Gibt’s dafür nicht normalerweise eine Prüfungsordnung?

Entweder hab ich den Kern jetzt nicht verstanden oder übersehen, oder die Grünen-Fraktion ist ein wenig verwirrt wenn sie ihre Pressemitteilung mit:

Die Landesverordnung für Regionalschulen ist vor allem kompliziert

Überschreibt. Dass ich diese Verordnung auch nicht so toll finde sei mal dahin gestellt. Es ist wirklich merkwürdig. Im Gegensatz zum ursprünglichen Konzept lässt die Gemeinschaftsschulverordnung einigen Spielraum in Richtung IGS und auch die Regionalschule hat nicht zwangsläufig ernsthafte Trennung der Bildungsgänge. Ich bin ein wenig verwirrt ob dessen was unsere Landespolitiker da gerade machen.

[edit 20.06.2007 15:18] Nicht vergessen, noch gibt es keine endgültige Aussage über die Stundenbelastung der Lehrer und das Schüler / Lehrer Verhältnis, beziehungsweise die Klassengrößen.[/edit]

Kommentare

  1. Holger Cordes

    Guten Tag Herr v. Hülsen,

    für Elmshorn wünschte ich mir für den KJSchA einen CDU-Politiker von Ihrem „Kaliber“. Eine sehr detaillierte, kritische und für mich ungewohnt offenen Betrachtungsweise der Thematik „Regionalschule und/oder Gemeinschaftsschule“.
    Im Ausschuss hier ist die Tonart der CDU in meinen Ohren leider wenig kooperativ. Die Äußerungen führen unter uns engagierten Elternvertretern zu großem Mißtrauen und vertiefen eher Gräben zwischen „Meinungslagern“. Diese Äußerungen haben dazu geführt, dass wir darum fürchten, dass die KGSE als Gemeinschaftsschule weiter geführt wird. Dabei wären echte Gespräche in dieser Situation unbedingt notwendig.

    Es gibt mit Sicherheit auch in Elmshorn CDU-Politiker, mit denen Gesprächswünsche unbefangen möglich sind. Diejenigen sind nur leider nicht so laut. Diese Hoffnung hat mir Ihr Blog heute morgen gemacht. Lösungen Vorort zu finden, die für unsere Kinder gut und sinnvoll sind, über Parteigrenzen hinweg. Zum Wohl und für eine Zukunft mit allen Perspektiven und Möglichkeiten. Vielen Dank für Ihren Beitrag dazu.

    Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Spaß bei Ihrer engagierten Tätigkeit als Politiker.

    Holger Cordes Schulelternbeirat GS-Hainholz
    Elmshorn

  2. Nicolas S�lter

    Guten Tag zusammen.

    Herr Cordes, mit mir haben sie wohl einen der von Ihnen kritisierten Elmshorner CDU-Politiker. Ich gebe Ihnen vollkommen recht, der Ton in unserem Ausschuss gefällt wohl niemandem, was nicht zuletzt einige meiner Freunde (ich kenne Ihr Politikverständniss nicht – daher falle ich evtl. vielleicht auch unter die Bezeichnung des Unruhestifters) zu verdanken ist.

    Dies hat sehr vielfältige Gründe. Vor allem kann man es der ideologischen Verbohrtheit beider Seiten zuschreiben. Mit den „beiden Seiten“ ist zum einen die SPD, die Grünen, die Elternschaft und vor allem die Presse gemeint, zum anderen sind dies wohl Teile der JU. Die heftige Reaktion unseres Verbandes hat die Vorlage der Verwaltung in Kombination mit der mehr als einseitigen Stimmungmache der Presse zum Grund. Hinzukommt ein gewisses entsetzen, dass Schüler nicht einmal mehr ihre Meinung sagen dürfen, ohne im Ausschuss unterbrochen und diffamiert zu werden.

    Ich hoffe sehr, Sie verstehen, dass wir gerne über die Sache reden würden, dies jedoch auf Grund des für mich skandalösen und unrechtmäßigen Netzwerkes linker Meinungsmache in Elmshorn nicht möglich ist.

    Gerne würden wir als JU das Gespräch mit Eltern suchen. Ich stehe dafür bei Bedarf als Ansprechpartner unter nicolas_soelter@web.de zu Ihrer Verfügung.

    Mit freundlichen Grüßen

    Nicolas Sölter

  3. Holger Cordes

    Guten Tag Herr Sölter,

    vielen Dank für Ihr Gesprächsangebot. Ich weiß nicht, wann und ob ich darauf zurück kommen werde. Wie ich inzwischen feststellen konnte, gibt es auch unter uns Elternvertretern CDU Mitglieder. Da würde ich zunächst Gespräche anknüpfen wollen. Aber ich behalte Ihr Angebot im Kopf.

    Bei der letzten KJSchA-Sitzung war ich nicht anwesend. Ich kann daher die Geschehnisse nicht wiedergeben. Ich möchte jedoch darauf hinweisen, das der Gesetzgeber in Richtung neue Schulformen über die Option Regionalschule oder Gemeinschaftsschule entscheiden läßt. Weder gibt es eine Option für den weiteren Bestand von Realschulen, noch wird die Schulform Gymnasium infrage gestellt. Das scheint mir bei einigen Wortmeldungen doch in den Hintergrund getreten zu sein. Für mich macht es den Eindruck, als muß der eine oder andere unbedingt auch seine Unzufriedenheit mit dem neuen Schulgesetz im Ausschuß vertreten. Obgleich das nicht die richtige Adresse ist. Es wird jedoch im KJSchA nicht über das Schulgesetz entschieden, noch über die neuen Verordnungen der verschiedenen Schulformen noch über die Schulkonzepte. Der Ausschuß bereitet die Entscheidung über Regionalenschulen und Gemeinschaftschulen vor. Die Entscheidungen werden letzendlich im Stadtverordneten-Kollegium getroffen. Ich kann Geschehen um die Anhörung der Schülervertretungen jedoch nur vom Hörensagen kommentieren. Meine Quellen sind da wohl auch etwas einseitig. Das Protokoll wird das hoffentlich dokumentieren. Schließlich bedarf das Protokoll der Zustimmung der stimmberechtigten Mitgliedern des Ausschusses.

    Weiter möchte ich anmerken, dieses von Ihnen benannte Ding „skandalösen und unrechtmäßigen Netzwerkes linker Meinungsmache“ gibt es nicht. Da stecken Sie Menschen zack in eine Schublade, ohne diese zu kennen. So wie ich es erlebe, bedienen die verschiedenen Meinungslager die Regionalpresse gerne. Die pickt sich vielleicht auch noch verstärkend die entsprechenden Äußerungen heraus. Das macht doch auch den hohen Unterhaltungswert der Auseinandersetzung aus. Wer nun mit welcher Äußerung den ersten Stein geworfen hat, das vermag ich als Neubürger Elmshorn (seit 08.2006) nicht zu beurteilen. Da fasse sich doch bitte jeder zuerst an die eigene Nase.

    Der Vorschlag der Verwaltung zur neuen Schullandschaft in Elmshorn wurde in Zusammenarbeit mit den Schulleitern der weiterführenden Schulen erstellt. Dieser Vorschlag steht nun im Raum und hat eine ganz bestimmte Zielsetzung und ist sicherlich auch fachlich fundiert. Es mag ein Formfehler oder wie auch immer sein, dass nicht auch alternative Vorschläge erarbeitet wurden. Aber ich denke, zur Zeit überlegen sich die verschiedenen Interessengruppen Alternativen. Sie können sicher sein, die werden auf den weiteren Anhörungen auch benannt. Aussagen von Schülervertretern, die den tatsächlichen Sachverhalt betreffen, finde ich dann ebenso im Protokoll.

    Schöne Grüße an Sie und Ihre Kollegen und weiter viel Spaß, Offenheit und Energie in der Politikgestalltung

    Holger Cordes Schulelternbeirat GS-Hainholz

  4. Holger Cordes

    Guten Tag Herr Hülsen,

    mich hat auch überrascht, wie viel Spielraum die Regionalschulverordnung lässt. Auch in Richtung Gemeinschaftsschule light. Ich hätte mir durchaus vorstellen können, dass auch die Gemeinschaftsschule mehr Spielraum in Richtung Kooperative Gesamtschule enthalten könnte (also so etwas wie Regionalschule light). Ich sehe das durchaus positiv. Denn schließlich soll jede Schule von Pädagogen mit Leben gefüllt werden, die auch Menschen sind. D.h. sie alle haben ihre Überzeugungen und Vorlieben und sollen engagiert für Ziele wie mehr Schulabschlüsse in SH, hohe Standards durch Zentralabschlüsse, Fördern und Fordern, Chancengleichheit für alle, Kompetente Schüler in allen Bereichen (auch Sozialkompetenz und Teamfähikeit) und vieles mehr. Ich würde vermuten, Entwicklungsspielraum führt eher zu besonderes Engagement der Pädagogen als strickte Vorschriften.

    Weiter kann es aufgrund der Angebots- und Nachfrageentwicklung für mich durchaus Sinn machen, das eine Schulform Vorort den Entwicklungsspielraum nutzt, um sich im Laufe der Zeit in diesem Rahmen verändert aufzustellen zu können. Z.B. wenn die Anmeldezahlen im nächsten Jahrzehnt über das erwartete Maß einbrechen. Schließlich sollte es nicht gleich zwingend erforderlich sein, dass gleich die Schulform gewechselt werden muss. Wir wissen schließlich alle nicht, welche Akzeptanz die nach 2010 existenten Schulformen haben werden. Unser gewachsenes Schulsystem verändert sich, weil es den jetzigen Anforderungen nicht mehr gewachsen ist. Die Richtung ist vorgegeben. Die wesentliche Entwicklungsarbeit muss aber letztendlich an den Schulen selbst geleistet werden.

    Zu den Angaben Prüfungsordnungen etc. könnte ich mit Vorstellen, dass sich aus der erforderlichen Vergleichbarkeit der Schulabschlüsse (Zentralabschlüsse) für die Gemeinschaftsschule wenig Spielraum ergibt. Die Regelschule Regionalschule und das Gymnasium sind hier Maßstab. In � 5 der Landesverordnung für Gemeinschaftsschulen wird nur auf die Prüfungsordnungen aus früheren Jahren für die einzelnen Bildungsabschlüsse hingewiesen. Ob sich durch die Ausformulierungen der Thematik in der Regionalschulverordnung hingegen für die Bildungsabschlüsse der Regionalschule positive Veränderungen ergeben haben? Die Formulierungen der „alten“ Prüfungsordnungen durchlesen und bewerten verlangt viel Engagement, das ich in diesem Fall nicht leisten möchte.

    Was die Zuständigkeit für Genehmigung oder Ablehnung von Gemeinschafts- oder Regionalschulformen angeht haben Sie wohl richtig beobachte. Bei den Gemeinschaftsschulen behält sich das Bildungsministerium die „Entscheidungshoheit“ vor und für die Regionalschulverordnung hat der Kreis wohl diese. Aber es kann wohl auch bei erheblichen Differenzen in der Schulentwicklungsplanung zwischen Schulträger und Kreis zu einer „Schlichtung“ durch das Ministerium kommen. Ich finde es jedoch immer schwierig, bei Formulierungen, die „so die Runde machen“ auch Aussagen Schwarz auf Weiß zu finden. In den Verordnungen steht es so wohl nicht drinn.

    Soweit mein Kommentar aus Sicht eines Elternvertreters der Grundschule Hainholz.

    Holger Cordes
    Elmshorn

  5. Kasimir Ilgner

    Moin,

    kurze Verständnisfragen zur ahrensburger Situation:

    1. Muß Ahrensburg eine Regionalschule bieten oder reichen zwei Gemeinschaftsschulen?

    2. Macht es nicht am meisten Sinn, wenn die IGS in das Schulzentrum Heimgarten umzieht und dort EINE Gemeinschaftsschule entsteht, die die > 200 Anmeldungen räumlich und fachlich bedienen kann? Das Gymnasium der Heimgartenschule zieht dann in die IGS und hätte dort (rechnerisch) auch genügend Platz.

    Gruß,
    K.Ilgner

    P.S.: Tolle interaktive Homepage!

  6. Holger Cordes

    Moin Kasimir,

    die Ausgangslage scheint mir relativ komplex, um Deine 1. Frage nur mit ja oder nein zu beantworten. Ich würde mal aus der Ferne (Elmshorn) einschätzen, dass Ahrensburg bislang die volle Schulversorgung bei den normalen weiterführenden Schulen für die Einwohner und Umgebung sicherstellt. Sollte es nach Umsetzung des neuen Schulgesetzes z.B. keine Regionalschule und kein Gymnasium Vorort geben, ist es notwendig das Regionalschüler und Gymnasiasten nach Bargteheide/Großhansdorf oder ähnlich ausweichen. Es entstehen Ahrensburg dadurch natürlich auch Kosten. D.h. es entstehen Kosten für die Schülerbeförderung und anteilig für die Schule andern Ortes. Es muss geplant werden, an welchem Ort die Ahrensburger das Gymnasium und die Regionalschule besuchen können.

    Mal ein Zahlenspiel. Wenn nachher z.B. 300 Schüler nach Bargteheide pendeln, um dort eine Regionalschule besuchen zu können, fehlen die den zwei Gemeinschaftsschulen in Ahrensburg. Wird es auf der anderen Seite 300 Schüler aus Bargteheide geben oder wo auch immer, die in Ahrensburg die Gemeinschaftsschule besuchen wollen? Oder führt das dann dazu, dass die 2. Gemeinschaftsschule nicht ausreichend nachgefragt wird? (Mindestgrößenverordnung) Gleiches gilt für Ahrensburger Schüler, die ein Gymnasium besuchen. Diese Schülerströme könnten dann in Ahrensburg fehlen.

    Eine Abstimmung des Schulträgers mit den Planungen und Zahlen des Kreises (Schulamt) ist in jedem Fall vorgesehen und notwendig. Wo im Streitfall die Entscheidungsgewalt für welche Schulart liegen? Bislang entscheidet Kiel über Gemeinschaftsschulen und Gymnasien.

    Hier in Elmshorn differieren die Schülerzahlen zwischen Schulträger und Schulamt so um 5-10 Prozentpunkte. Die Stadt Elmshorn geht von höheren Schülerzahlen aus als der zuständige Schulrat in Pinneberg. Nach Mindestgrößenverordnung ist das dann schon eine Regionalschule für ganz Elmshorn gerechnet. Wobei das Schulamt in Pinneberg die Schulen für 2010 mindestens 3zügig umgesetz wissen möche, damit nicht wenige Jahre später aufgrund der Mindestgrößenverordnung wieder Handlungsbedarf wegen weiter sinkender Schülerzahlen besteht.

    Welche Schulformen/Schulvielfallt Ahrensburg nun wuppen kann und anbieten möchte, sollte mit dem zusammen passen, was nachgefragt werden wird. Eine Abstimmung des Angebots mit anderen Schulträgern/Kommunen macht viel aus. Das Gesamtkonzept so einer Bildungsregion sollte stimmig sein. Die Situation in Ahrensburg ist da etwas komplexer als in Elmshorn. Elmshorn wird aufgrund seiner Größe keine Schwierikeiten habe, alle Schulformen umzusetzen und anzubieten. Wir Eltern wollen eine zweite Gemeinschaftsschule und Regionalschulen, während die politische Mehrheit die besseren Chancen für die Regionalschulen und nur eine Gemeinschaftsschule sieht. Die beiden Gymnasien sind bislang unstrittig.

    Eine Regionalschule für Ahrensburg ist sicher nicht zwingend, auch wenn diese Regelschule ist, aber kann je nach Planung für die ganze Bildungsregion und für Ahrensburg sinnvoll sein.

    Die Antwort auf die 2.Frage ist ebenso einfach oder komplex. Alles ist möglich, aber es muss sinnvoll sein und sollte Planungssicherheit für längere Zeit bieten.
    Die Kosten sollten in jedem Fall im Auge behalten werden.

    Ich hoffe, dass hilft Dir weiter.

    Schöne Grüße

    Holger aus Elmshorn

  7. Kasimir Ilgner

    Moin,

    vielen Dank für die sehr ausführliche Antwort.

    In Bezug auf Deine Annahmen sieht es in Ahrensburg SCHEINBAR so aus, daß die Gemeinschaftsschule EXTREM gefragt ist. Beleg dafür sind die Anmeldezahlen an der jetzigen IGS, die nur 76 Schüler aufnehmen kann, im letzten Jahr aber 209 Anmeldungen hatte (in den Jahren davor konstant immer mind. über 160 Anmeldungen). Die Realschule und die Hauptschule im Schulzentrum haben insgesamt 3 Klassen. Rein rechnerisch ist es fraglich, wer seine Kind in Ahrensburg überhaupt noch auf einer REGIONALSCHULE anmelden möchte. Die Polemik der Medien und des Herrn Junker von der SPD (der wiederholt nur das, was seit den 70ern aus seiner Fraktion kommt) und der bisher leider schlechte Ruf der Realschule führen dazu, daß die bestehende Real- und Hauptschule vermutlich zusammen nicht eine Klasse eröffnen könnte, wenn die jetzige IGS, die ja spätestens 2011 eine Gemeinschaftsschule geworden ist, alle Anmeldungen akzeptieren würde.

    Fraglich ist daher, ob auf Ahrensburg überhaupt eine spürbare finanzielle Mehrbelastung zukommt oder ob das Angebot von zwei Gemeinschaftsschulen – oder wie von mir vorgeschlagen EINER großen Gemeinschaftsschule im Schulzentrum und dem Verzug des Gymnasiums in das heutige IGS-Schulgebäude – nicht sogar dazu führt, daß NOCH mehr Schüler aus dem Umland in Ahrensburg zur Schule gehen werden, so daß die Transferleistungen positiv für Ahrensburg sind.

    Noch etwas ganz anderes:
    Gegen die NICHT-Zusammenlegung der geplanten Gemeinschaftsschule im Schulzentrum mit dem eigenständig bleibenden Gymnasium könnte übrigens auch
    � 60 (4) sprechen, sofern ich das richtig deute.

    http://www.schooloffice-sh.de/schulgesetz_07/schulg_sh_2007_p60.htm

    (4) Befinden sich allgemein bildende Schulen in einem Gebäude oder sind deren Gebäude benachbart, sollen sie zu einer Schule verbunden werden, auch wenn sie verschiedene Träger haben.

    Herzlichen Gruß aus der Schloßstadt,
    Kasimir

  8. Holger Cordes

    Ein Text von Valentin Merkelbach (Uni Frankfurt) vom Mai 2007 liefert im 2.Drittel unter der Überschrift „Der Schulkompromiss zwischen CDU und SPD in Schleswig-Holstein“ eine finde ich brauchbare Beschreibung zur Entwicklung in SH bis hin zur Regionalschulverordnung und deren Option „Gemeinschaftsschule light“, wie Du, Johann schon richtig festgestellt hast. Die Sichtweise scheint mir wohlwollend auf den Koalitionsparter SPD hin formuliert, aber durchaus sachlich. Hier der Link:

    http://user.uni-frankfurt.de/~merkelba/strukturmodelle.htm

    Schöne Grüße

    Holger aus Elmshorn

  9. Johan

    So, ich bin hier ja noch eine Antwort schuldig. Entschuldige mich für die Zeit, die ich mir damit gelassen habe, aber es geht langsam auf die Klausuren zu. Eine Jahreszeit in der man seine Prioritäten jeden morgen neu klären muss…

    Kasimirs Vorschlag die Schulen ein wenig durch die Gebäude rotieren zu lassen finde ich recht sympathisch. Ich werde mal mit meinen Bildungspolitikern über einen solchen Vorschlag sprechen. Auch wenn ich nicht glaube, dass sich der Run auf die zukünftige Gemeinschaftsschule halten wird, wenn sie nicht sehr stark an dem Modell der IGS orientiert wird. Dabei muss man aber immer bedenken: Die Pläne von SPD und Grünen sehen eigentlich anders aus, als die Verordnung es vorsieht. Der Streit, der jetzt vielerorts geführt wird ist völlig egal, wenn bei der nächsten Landtagswahl eine Mehrheit aus Grünen und SPD erzielt wird. Dann wird es kein Gymnasium, keinen Hauptschulzweig kein garnichts an Differenzierung mehr geben. Dann wird unabhängig vom Potenzial nach der „learning by Pilzzucht“ – Prinzip unterrichtet, wie es die bissigen-liberalen formulieren.

    Es gibt allerdings ein paar Dinge, die man noch dabei beachten muss. Wir bauen gerade an der IGS eine neue Turnhalle, die auf diese Größe zugeschnitten ist.

    Die Frage wird auch sein: wie lange werden wir drei gymnasiale Oberstufen in Ahrensburg brauchen?

    Diese und viele weitere Fragen werden wir nach der Sommerpause in Ahrensburg diskutieren. Mir persönlich ist wichtig, dass dieses Thema nach Möglichkeit nicht in der Kommunalwahl diskutiert wird. Nicht weil es der CDU schaden könnte, sondern weil wir eigentlich nicht für diese Frage zuständig sind. Nur weil es das Land nicht gebacken bekommt eine klare Ansage zu machen müssen wir uns vor Ort auf einmal mit Themen rumschlagen, die eigentlich nicht in unseren Aufgabenbereich gehören. Da hat die SPD Bad Oldesloe völlig recht, wenn das ihr Ziel ist.

  10. Kasimir Ilgner

    Moin Johan,

    viel Spaß beim Lernen. 🙂

    Nach weiteren Gesprächen mit mehr Beteiligten gibt sich für mich folgendes Bild:

    Die Lehrer des Heimgartengymnasiums sind gegen einen Tausch. ECHTE Argumente konnte ich dabei keine finden, es ist eher mehr die Furcht vor Veränderung. Es wird die Sorge geäußert, daß „das, was über Jahre aufgebaut wurde“, verloren gehen werde.

    Die Lehrer der IGS sind auch gegen einen Tausch. Sie fürchten eine Verschlechterung des Niveaus durch eine mögliche Zusammenlegung der IGS mit der Regional-/Gemeinschatsschule. Vor allem ein Zusammengehen mit den Hauptschülern bereitet Sorgen. Sie haben auch Angst vor dem „Ruf des Schulzentrums“. Obendrein glauben sie, daß die Heimgartenschule in den Fachräumen erheblich schlechter ausgestattet sei.

    Nur ein kleiner Teil der Eltern (aber leider der lauteste) teilt die Sorgen der Lehrer. Der überwiegende Teil der Eltern (genau wie alle von mir angesprochenen Schüler, wobei ich nur 5 Schüler bisher sprechen konnte) steht auf dem Standpunkt, daß eine differenzierte Prüfung vor allem steht. Danach wird abgewogen. Auf den ersten Blick erscheint der Schultausch allen angesprochenen logisch und durchführbar.

    Bezüglich der neuen Turnhalle muß sich eine IGS keine Sorgen machen. Sie würde sich durch einen Schulwechsel eher verbessern: Sie hat zwei (leider ältere, aber renovierte) Turnhallen, von denen die größere die größte in ganz Ahrensburg ist und Heimat der Handballmannschaften mit vielen Zuschauern auf einer echten Tribüne ist. Darüberhinaus stehen die mit Abstand besten Außenanlagen zur Verfügung: 2 Tartan-Handballfelder, ein Fußballplatz mit Golfrasen und eine 400-Meter-Bahn. Das hat keine andere Schule in Ahrensburg. Fraglich ist eher, ob das Heimgartengymnasium diese Anlagen aufgeben kann. Ich persönlich sehe aber bei einer Ganztagsschule einen viel höheren Bedarf für die Sportanlagen als bei einem reinen G8-Gymnasium, daß ja lediglich pro Klasse 3 Wochensportstunden bieten muß. Sollte es Sportleistungskurse geben, können diese sicherlich die Sportanlagen der anderen Schulen und der Stadt (die teuren Kunstrasenplätze!) entsprechend mitnutzen.

    Problematisch sehe ich die Entwicklung der jetztigen Dritt- und Zweitklässler, die sich innerhalb dieses Wandels für eine weiterführende Schule entscheiden müssen. Und gerade diese letzten starken Jahrgänge werden sich vermutlich massiv auf die bewährten Schulformen bewerben und dabei notfalls ein „Upgrade“ auf das Gymnasium wagen (was ja laut Schulgesetz nach dem Beratungsgespräch die Schulartempfehlung mit der direkten Gymnasialempfehlung gleichsetzt). So wird das Stormarngymnasium ähnliche Rekordmeldezahlen wie schon 2005 erhalten und die IGS wird wieder deutlich über der 200er-Marke liegen, während das Schulzentrum in allen drei Schulformen kräftige Einbußen hinnehmen wird.

    Wenn dann später Reformen, Zusammenschlüsse und Umzüge kommen, wird die Schulwanderung vermutlich stärker als sonstwo sein.

    Soweit mein INPUT zu diesem Thema. Ich hoffe, daß die stärkste politische Fraktion in Ahrensburg WEISE Entscheidungen trifft und dabei darauf achtet, daß nicht die am lautesten blökenden Eltern die Mehrheit der Eltern vertreten, sondern hier ein möglichst breites Meinungsbild eingeholt werden sollte. Dabei können die Lehrer und der Schulträger Szenarien aufzeigen und bewerten, ENTSCHEIDEN sollten das die betroffenen Eltern und Kinder. Sonst stimmen die mit den Füßen ab…

    Liebe Grüße,
    Kasimir

  11. Johan

    Vielen Dank für den Input. Den Spaß beim Lernen habe ich mir dieses Semester durch die Wahl der Kurse relativ vermiest. Ich habe mir fast alle mathelastigen Kurse des Studiums in dieses Semester gepackt, aber dann bin ich damit wenigstens durch.

    Ich hoffe, daß die stärkste politische Fraktion in Ahrensburg WEISE Entscheidungen trifft und dabei darauf achtet, daß nicht die am lautesten blökenden Eltern die Mehrheit der Eltern vertreten, sondern hier ein möglichst breites Meinungsbild eingeholt werden sollte.

    Ich werde mich bemühen meinen Einfluss auf die Entscheidungsfindung zu nehmen. Bisher gehe ich davon aus, dass wir eine sachliche, ergebnisorientierte Debatte werden führen können. Allerdings sehe ich durchaus die Gefahr, dass einzelne Gruppen an einer sachlichen Debatte nicht interessiert sein könnten.

    Dabei können die Lehrer und der Schulträger Szenarien aufzeigen und bewerten, ENTSCHEIDEN sollten das die betroffenen Eltern und Kinder. Sonst stimmen die mit den Füßen ab�

    Entscheiden sollte eigentlich der Landesgesetzgeber mit politischen Vorgaben. Der hat die Entscheidung an die kommunalen politischen Gremien delegiert. Auch wenn ich es nicht lustig finde, dass wir diese Aufgabe haben werden wir sie doch wahrnehmen. Dabei wird das Meinungsbild der Betroffenen, also der Schüler, beziehungsweise deren Eltern sicherlich ein ordentliches Gewicht in der Debatte haben. Die Entscheidung treffen dann aber die Stadtverordneten in Abstimmung mit dem Kreistag. Schließlich werden wir für die Entscheidung auch verantwortlich gemacht werden, wenn sie nicht richtig ist.
    Bei einer Entscheidung nur durch die Eltern, quasi einer Selbstbindung der Stadtverordneten jedes Votum durchzusetzen habe ich ein bisschen Angst vor der Trägheit der Massen. Außerdem vage ich als Teilfach-Soziologe abschätzen zu können welche Gruppen der Eltern sich wie stark in einen Entscheidungsfindungsprozess einbringen und abstimmen werden. Das wäre nicht unbedingt ein repräsentatives oder unverfälschtes Ergebnis, aber das gilt es abzuwarten…

    Allerdings freue ich mich über jeden Bürger, der interessiert und bereit ist in dieser nicht ganz einfachen Frage mitzuwirken.

  12. Pingback: Kommunalpolitik in Ahrensburg und Stormarn » Der Mob zieht durchs Land

  13. Kasimir Ilgner

    Hallo Johan,

    schönen Sommer gehabt, Urlaub war ja nicht viel, oder? 😉

    BOT: Nach der Entscheidung in Bad Oldesloe für eine Gemeinschaftsschule (und so einvernehmlich, staun!) wird auch in Ahrensburg ab heute die Debatte bzgl. der Gestaltung der Schullandschaft kräftig zunehmen, da seit heute die ersten UMFRAGEBÖGEN über Ranzenpost zu den Eltern der 3./4.-Klässler gelangt sind.

    Dazu kurzer Exkurs: Es handelt sich um ein merkwürdiges Informationsblatt mit drei Paragraphen auf der Rückseite und einem Schaubild, daß die Regionalschule irgendwie schlecht aussehen läßt – alleine durch die Wortwahl. Noch verwunderlicher ist der Rückgabeweg: Unverschlossen an den Klassenlehrer!!!

    Na wenn da mal nicht ein Traumergebnis für die Gemeinschaftsschule bei rauskommt… (wir wollen ja NIEMANDEM etwas unterstellen!)

    Viel mehr ärgert mich:
    Verwunderlich ist, daß mal wieder nur eine zusammenhangslose Frage gestellt wird, deren Ergebnis die UMWANDLUNG des Schulzentrums am Heimgarten in eine Gemeinschaftsschule sein wird!

    Der oben skizzierte übergeordnete Gedanke, daß die Schulen doch einfach die Gebäude tauschen können und schon können OHNE WANDLUNG und neue Gebäude wie Kantine, etc. auf einmal alle 200 IGS-Wunschkinder glücklich gemacht werden, wird so elegant unter den Teppich gekehrt.

    Pfui Spinne.

    Ich hoffe, daß Ihr das Spielchen nicht mitmacht und zumindest auch die Frage des Schultausches und die Reduktion der Anzahl der Schulen (wenn nicht getauscht wird, gibt es ja eine Schule mehr in Ahrensburg) öffentlich stellen werdet!

    Gruß,
    Kasimir